OVERLORD II - OVERLORD 2
SEID GEMEIN!
Overlord 2 Test für PS3 und Xbox 360
Das Action-Adventure bleibt dem Motto seines Vorgängers (2007) treu: Wieder ist man als dunkler Fürst damit beschäftigt, ein kreischbuntes Fantasyreich ins Chaos zu stürzen. Dass die Entwickler wenig an dieser Formel ändern, ist dabei Fluch und Segen zugleich - Overlord 2 bietet Kennern wenig Neues, macht dafür aber auch nichts schlechter. Ein immerhin frischer Ansatz ist beispielsweise der Spielbeginn, in dem ihr einen Tag aus der Kindheit des Übeltäters erlebt: Als kleiner, bitterböser Bengel mischt ihr ein verschneites Bergdorf auf, verkloppt die Gleichaltrigen und verderbt allen mächtig die Laune. Dieses Tutorial erklärt auch die Spielgrundlagen, die sich nicht von denen des Vorgängers unterscheiden: Per Tastenhämmern löst man Nahkampfangriffe und Blitzschläge aus, und natürlich folgt dem Helden auf Schritt und Tritt eine Gruppe kleiner Gremlins. Das sind die Schergen, bitterböse Biester, und sie sind abermals die Hauptattraktion des Spiels.
BEHERRSCHT DAS BÖSE! Overlord 2 Test für PS3 und Xbox 360
Die Schergen agieren nicht selbständig, man schickt sie deshalb per gedrückter Schultertaste in eine grobe Richtung. Sie bekämpfen, zerlegen und verwüsten, was immer sich in ihnen dabei in den Weg stellt. Außerdem rüsten sie sich automatisch mit neuen Waffen aus und bringen euch Geschenke, etwa Heiltränke und Gold. Schergen gibt's auch wieder in vier Farben, und jede Sorte hat Stärken und Schwächen. Rote Schergen werfen beispielsweise Feuerbälle, während blaue dafür durch Wasser marschieren können. Wer die Viecher geschickt einsetzt, hat im Kampf einen Vorteil. So sollte man die Roten etwa auf einer höheren Ebene platzieren, damit sie vor Angriffen geschützt sind und ihre Reichweite ausspielen können. Derweil schickt man die braunen Schergen direkt ins Schlachtgetümmel. Die sind nämlich auf den Nahkampf spezialisiert und besonders effizient, wenn sie auf Wölfen angeritten kommen - das ist eine der vielen kleinen, aber feinen Neuerungen.
Etwas ärgerlich finden wir jedoch, dass die Künstliche Intelligenz der Schergen immer noch ziemlich dürftig ausfällt: Von alleine machen die Kleinen selten einen Finger krum und heben wichtige Items manchmal einfach nicht auf. Da bleibt einem dann nur die Möglichkeit, die mordende Meute manuell ins Ziel zu lenken. Dies geschieht wieder mit dem rechten Analogstick und ist - auch dank der eingeschränkten Kamerasteuerung - etwas ungenau zu bedienen. Da hatten wir mehr erwartet. Ein weiterer Kritikpunkt: Mehrmals haben wir uns in den schön gestalteten Levels verlaufen, einfach weil wir mal einen unscheinbaren Schalter übersahen oder nicht wussten, was als nächstes zu tun ist. Das ist schon allein deshalb bedenklich, weil die Levels wieder sehr linear und eng aufgebaut sind.
WERDET MÄCHTIGER!
Overlord 2 Test für PS3 und Xbox 360
Natürlich nimmt sich das Spiel selbst nicht wirklich ernst, es versteht sich - so wie der Vorgänger - mehr als Parodie auf Fantasy-Klischees. Leider vermisst man aber eine spannend erzählte Story, der Spielablauf wirkt dadurch mitunter etwas konfus. Nach etwa einer halben Spielstunde ist der Overlord den Kinderschuhen entwachsen und bereist verschiedene Ländereien, die es zu unterjochen gilt. Sein Reich regiert der Anti-Held zwischen den Raubzügen von seiner herrlich gestalteten dunklen Festung aus. Dort bekommt er auch mit der Zeit neue Aufträge, von denen einige ("Unterwerfe 100 Dorfbewohner") jedoch etwas einfallslos wirken.
Auch ein richtiges Rollenspielsystem gibt es nicht: Hin und wieder darf man zwar moralische Entscheidungen treffen, doch die haben sich während unseres Tests spielerisch nicht ausgewirkt. Dafür haben die Entwickler der Festung mehr Funktionen spendiert, sie ist nun viel weitläufiger und interessanter als im ersten Teil. In der Schmiede beispielsweise darf man sich nützliche Waffen und Rüstungen basteln und in der Magieschule werden Zaubersprüche optimiert. Auch wertet man die Festung mit Gebäudeupgrades auf, die widerum die Effizienz der Schergen verbessert. Das alles bringt Abwechslung in einen Spielablauf, der zwar mit schöner Grafik und den witzigen Schergen punktet, aber letztendlich wenig Tiefgang und kaum Neues zu bieten hat.